Basismodul Klimawandel

Basismodul Klimawandel

6.4 Finanzielle Auswirkungen

Bei den finanziellen Auswirkungen des Klimawandels unterscheidet man zwischen drei Arten von Kosten. Durch die Klimaveränderung können direkte Klimafolgekosten, Anpassungskosten und Abmilderungskosten entstehen. Direkte Klimafolgeschäden sind Kosten, die durch unmittelbare Klimaeinflüsse entstehen. Abmilderungskosten sind Kosten, die dadurch entstehen, dass man versucht die direkten Klimafolgen durch verschiedene Maßnahmen zu mildern. Anpassungskosten werden verursacht, indem man zukünftige Anpassungen gegen die Klimafolgen trifft.

Um die Unterschiede zu verdeutlichen, wird ein Beispiel aus der Landwirtschaft angewendet. Bei direkten Klimafolgeschäden handelt es sich um Ertragseinbußen, die z.B. durch längere Dürreperioden auftreten. Abmilderungskosten sind Kosten, die durch zusätzliche Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen auftreten würden. Anpassungskosten sind dagegen Kosten, die bei der Bepflanzung der Agrarflächen mit wärmeliebenden Nutzpflanzen entstehen.

 

Direkte Klimafolgeschäden

Die direkten Klimafolgeschäden können durch Temperaturerhöhungen, Meeresspiegelanstieg, Wetterereignisse, etc. verursacht werden. Bereits heute sind die Auswirkungen erkennbar. Ein Beispiele hierfür war die europäische Hitzewelle im Jahr 2003. Die direkten Klimafolgeschäden für die Landwirtschaft, Viehzucht und Forstwirtschaft betrugen etwa 15 Milliarden US Dollar. Andere Sektoren waren genauso stark betroffen. Ein anderes Beispiel ist das Elbehochwasser im Jahre 2002. Alleine in Sachsen wurden 8,6 Milliarden Euro an Schaden verursacht. Bundesweit betrug die Höhe der Summe sogar 11,6 Milliarden Euro.

 

Anpassungskosten

Anpassungskosten kommen dann zum Tragen, wenn die Kapazitäten zur Milderung des Klimawandels ausgeschöpft sind. Hier wird versucht die Schäden und das Risiko einzugrenzen und zu verringern. Die Größte Bedrohung stellt die globale Temperaturerhöhung dar. Mögliche Anpassungen wären beispielsweise Bohrungen für tiefere Brunnen in Nordafrika oder die Gründung eines weltweiten Fonds, um die Klimaschäden zu kompensieren. An der Süd- und Ostküste der USA wurden sogar Deiche errichtet, die als Schutz gegen zukünftige Hurrikans zu dienen sollen.

Der Unterschied von Anpassungskosten zu Abmilderungskosten ist, dass die Anpassungen vor Ort und schnell spürbar sind. Dabei können vorneweg keine genauen Angaben über die Effektivität der Anpassungen getroffen werden. Trotzdem werden Schätzungen zufolge etwa 15-150 Milliarden Dollar jährlich für bessere Infrastrukturen und Gebäude in den OECD-Ländern investiert. Gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern müssen die Anpassungsmaßnahmen intensiviert werden. Sogar heute schon müssen Entwicklungsländer jährliche Anpassungskosten von 4-37 Milliarden Dollar tragen. Durch steigende Klimaveränderungen werden die Anpassungskosten und die Klimafolgeschäden jedoch weiter stark zunehmen.

 

Abmilderungskosten

Der Klimawandel verläuft unausweichlich weiter, jedoch kann das Ausmaß des anthropogenen Treibhauseffekts noch beeinflusst werden. Je nachdem wie die Menschheit sich in Zukunft verhalten wird, kann der Klimawandel abgeschwächt werden. Abmilderungskosten entstehen beispielsweise, wenn die Menschheit von einer kohlenstoffreichen Energieversorgung auf eine kohlenstoffarme umsteigt und somit die Erzeugung von CO2 verringert. Dies kann zum Beispiel durch eine Reduzierung der Kohlekraftwerke und dem Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht werden.

Bis 2050 sollen die Abmilderungskosten etwa 1% des Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Die Kosten für Deutschland im Jahr 2015 würden dann etwa bei 30 Milliarden Euro liegen. Je schneller Innovationen umgesetzt werden, desto geringer werden die Abmilderungskosten in Zukunft ausfallen. Gleichzeitig können Investitionen in die Verringerung der von Menschenhand verursachten Emissionen die Anpassungskosten deutlich schmälern.

 

Wetterextreme

Zu den kostspieligsten Klimaänderungen gehören die Wettervorfälle. Gewitter, Niederschläge, Dürren, Überflutungen, Orkane, etc. sind nur einige Beispiele dafür. Die Zunahme dieser Ereignisse ist vorprogrammiert. In kurzer Zeit können dabei sehr hohe Schäden entstehen. Schätzungen ergeben, dass bis 2050 die Kosten mehrere hundert Milliarden US-Dollar betragen werden. In den USA könnten sich die jährlichen Schäden sogar verdoppeln. Auch extreme Vorfälle, wie die Hitzewelle in 2003, werden sich häufen. Bis zu 2050 könnten solche Hitzewellen in regelmäßigen Abständen auftreten.

 

Meerespiegelanstieg

Nicht nur der Temperaturanstieg macht der Weltbevölkerung zu schaffen, sondern auch der Anstieg des Meeresspiegels. Es existieren hohe potentielle Schäden, denn viele Großstädte und Industrien befinden sich in Küstennähe. Ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter würde 20 Millionen Menschen betreffen. Die Kosten für diesen Anstieg würden sich auf 300 Milliarden Dollar belaufen. Die jährlichen Überflutungsschäden in Europa könnten bis Ende des 21. Jahrhunderts auf 10 bis 150 Milliarden Dollar ansteigen.

 

Kosten für Deutschland

Falls Deutschland und die Welt keine passende Klimaschutzpolitik finden und umsetzen, ist es sehr wahrscheinlich dass die Häufigkeit der extremen Wetterereignisse zunehmen wird. Dies führt dazu, dass in den nächsten Jahren hohe finanzielle Belastungen auf die unterschiedlichen Sektoren zukommen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befürchtet, dass die Land- und Forstwirtschaft stark von den Folgen betroffen sein wird. Bis 2050 können hier Klimaschäden in Höhe von ca. 3 Milliarden Euro entstehen. Die Ursachen können vielseitig sein. Im Sektor Tourismus können die Kosten laut dem DIW etwa 19 Milliarden Euro sein. Vor allem ist hier der Wintertourismus betroffen, da die milden Temperaturen im Winter Probleme verursachen werden. Höhere Kosten sind im Gesundheitssektor zu erwarten. Die vermuteten Kosten belaufen sich auf ca. 37 Milliarden Euro. Gründe hierfür sind die erhöhten Temperaturen, die Wetterextremen und das ansteigende Durchschnittsalter der deutsche Gesellschaft, das dazu führt, dass die Menschen immer anfälliger für Krankheiten werden. Der Energie- und Verkehrssektor wird bis 2050 jedoch am stärksten betroffen sein. Es werden Kosten bis zu 130 Milliarden Euro erwartet. Man geht davon aus, dass die Energiekosten in Zukunft steigen werden und Wettervorfälle häufiger auftreten werden. Auch der Sektor der Finanz- und Versicherungswirtschaft wird stark von dem Klimawandel betroffen sein. Experten schätzen die Kosten auf etwa 100 Milliarden Euro, da die Versicherungsfälle und Wetterschäden stark zunehmen werden.

 

Wer muss die Kosten tragen?

Eine der entscheidenden Fragen ist, wer die Kosten des Klimawandels tragen muss. Wie so oft müssen nicht die Verursacher die gesamten Kosten übernehmen. Das Klima ist ein öffentliches Gut und somit muss kein Saat die Kosten alleine tragen. Alle Nationen tragen die Kosten. Einige müssen mit mehr Schäden rechnen und dadurch auch mehr zahlen. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass die Entwicklungsländer auf der Südhalbkugel mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben. Durch die geographische Lage und den schlechten Anpassungsmöglichkeiten steigen dort die Bedrohungen.